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Album der Woche

14. September 2022, 20:25 Uhr von Uwe

Es ist kalt, es ist grau, draußen kommt schon den ganzen Tag so nasses Zeug vom Himmel, und ich hab meine Nase für den nächsten Stadtmarathon angemeldet. Deutschland im Herbst. Und mit dieser geradezu genialen Überleitung kommen wir zum Album der Woche.

Der geneigte Leser wird erkannt haben, dass es um die beste Band aus Frankfurt geht (nein, nicht Tankard, die andere). Genau, die ganz bösen Onkels. Die haben ja ein größeres Stück deutsche Rockgeschichte geschrieben (bzw. sind nach einer Pause inzwischen wieder dabei, noch mehr zu schreiben). Und weil ich mich nicht entscheiden konnte, welches der in Frage kommenden Alben das Album der Woche werden soll, gibts einen Abriss über alle vier.

Das erste Album dabei ist Onkelz wie wir… von 1987. Das dritte Studioalbum der Jungs unterscheidet sich noch stark von den Werken, mit denen sie Anfang der 90er groß durchstarteten. Musikalisch extrem simpel, aber mit eingängigen Melodien und provokanten Texten versehen, mit denen sie mehr als aneckten. Wirklich gut gealtert ist die Scheibe meiner Meinung nach nicht. Andererseits findet sich hier mit der Urfassung von Erinnerungen einer der größten Bandklassiker auf dem Album – wobei das Stück live um Welten besser zur Geltung kommt und bis heute einen festen Platz am Ende der Setlist hat. Ist also eher was für Komplettisten, nix für Neueinsteiger.

Fünf Jahre und drei Alben später hatte Heilige Lieder bereits eine ganz andere Qualität, was sich in Charterfolgen und einer Goldenen Schallplatte niederschlug. So wirklich heilig war hier natürlich nix, die Band machte – sehr typisch für sie – einen auf dicke Hose und feiert sich pathosgeladen selbst ab. Musikalisch kommen auch des öfteren akustische Einsprengsel zum Tragen, so dass sich Songs wie Ein langer Weg oder Ich bin in Dir deutlich von gradlinigen Rockstücken wie Nenn‘ mich wie du willst unterscheiden. Die ganz großen Hits fehlen mir auf der Scheibe bzw. gabs auf späteren Alben deutlich mehr davon, als Album funktioniert es aber nach wie vor erstaunlich gut.

Nochmal fünf Jahre später kommen wir nun zu der Scheibe, die mein erster Kontakt mit der Band war: Live in Dortmund. Für mich ist das bis heute das beste Livedokument der Band, ein Doppelalbum mit insgesamt 27 Songs aus fast allen bis dahin veröffentlichten Alben. Die Zuschauerchöre sind lauter als die Band, ein Hit jagt den nächsten, und so ist vom eröffnenden Hier sind die Onkelz bis zum abschließenden Erinnerungen (in dieser Version vermutlich die ultimative Fassung) Stimmung in der Bude. Dieses Album ist damit auch als idealer Einstieg in die Onkelz-Diskographie zu sehen, da es den besten Überblick gibt und die Stücke live nochmal erheblich gewinnen.

Zum Abschluss nun noch ein Schuss Dopamin, inzwischen auch schon 20 Jahre alt. Die Band stand bereits seit Jahren ganz oben, die Nummer mit Trinkliedern und pathetischen Selbstmitleid passte nicht mehr. Ergo stellten sie sich stilistisch etwas breiter auf und legten den Fokus mehr auf glattpolierte und melodische Stücke, ohne deswegen jedoch aufzuhören heiße Eisen anzupacken (Wie kann das sein) oder klar Stellung zu beziehen (Macht für den der sie nicht will). Mein persönliches Highlight ist die Single Keine Amnestie für MTV. Die Hintergründe zum Song kann man bei Wikipedia nachlesen, ich find es rückblickend witzig zu sehen wo die Onkelz heute stehen, während MTV schon seit Jahren tot ist. Das Album kommt in meiner persönlichen Wertung nicht an die Referenzwerke der späten 90er heran, kann aber trotzdem guten Gewissens empfohlen werden.

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